
𝐉𝐞 𝐡ö𝐡𝐞𝐫 𝐝𝐢𝐞 𝐏𝐨𝐬𝐢𝐭𝐢𝐨𝐧, 𝐮𝐦𝐬𝐨 𝐦𝐞𝐡𝐫 𝐌𝐞𝐧𝐬𝐜𝐡𝐞𝐧 𝐛𝐞𝐬𝐭𝐢𝐦𝐦𝐞𝐧 𝐈𝐡𝐫𝐞 𝐰𝐞𝐢𝐭𝐞𝐫𝐞 𝐊𝐚𝐫𝐫𝐢𝐞𝐫𝐞. 𝐃𝐢𝐞 𝐄𝐫𝐤𝐞𝐧𝐧𝐭𝐧𝐢𝐬 𝐝𝐞𝐫 𝐁𝐞𝐝𝐞𝐮𝐭𝐮𝐧𝐠 𝐯𝐨𝐧 „𝐖𝐨𝐡𝐥𝐰𝐨𝐥𝐥𝐞𝐧“ 𝐢𝐬𝐭 𝐬𝐨 𝐬𝐜𝐡𝐰𝐞𝐫, 𝐰𝐞𝐢𝐥 𝐬𝐢𝐞 𝐢𝐧 𝐝𝐞𝐫 𝐓𝐨𝐩𝐥𝐢𝐠𝐚 𝐬𝐞𝐥𝐛𝐬𝐭𝐯𝐞𝐫𝐬𝐭ä𝐧𝐝𝐥𝐢𝐜𝐡 𝐯𝐨𝐫𝐚𝐮𝐬𝐠𝐞𝐬𝐞𝐭𝐳𝐭 𝐰𝐢𝐫𝐝.
Manche davon kennen Sie nicht und werden Sie nie kennenlernen. Sie sind Vertraute oder entfernte einflussreiche Bekannte der Entscheider:innen, die auch eine Meinung zu Ihnen gewonnen haben, erst kürzlich oder schon vor Jahren. Durch Hörensagen, Augenrollen oder Nicht-Erwähnung. Kompetenzen und Erfolge können sie kaum beurteilen, Entscheider:innen glauben, was von anderen berichtet wird, wenn diese anderen ihnen nahestehen und für glaubwürdig gehalten werden. Eine positive Sicht wird weitergetragen, wenn Wohlwollen da ist, wenn zumindest Misstrauen fehlt. Dann ist sie „eine solide und verträgliche Person“, mit der eine Zusammenarbeit im Vorstand sehr gut vorstellbar ist, und er ein hochtalentierter Freund des Aufsichtsratsvorsitzenden. Ohne Wohlwollen könnte er ein „brillanter Sanierer“ sein, „im Umgang eher schwierig“.
Entscheider:innen fragen sich: Vergrößert diese Person meinen Einfluss und meinen Erfolg oder macht sie mir, uns Schwierigkeiten? Die Empfehlenden müssen sicher sein, dass ihre Empfehlung auch „menschlich passt“. Ein Höchstleister, der alle Erfolge sich selbst zuschreibt und nicht daran denkt, wem er seine Berufung, seinen Aufstieg, seine Erfolge zu verdanken hat, auch nie auf diese Personen verweist, gereicht dem Empfehlenden nicht zur Ehre. Das macht manche Empfehlung so schwierig. Wird sie gleich vergessen, wem sie die Berufung zu verdanken hat? Wird er gleich mit der Arbeit loslegen und alle um ihn herum für das Vergangene kritisieren? Wohlwollen und Vertrauen, Nähe und das Wir-Gefühl der Topliga sind entscheidend. Viele realisieren nicht, wie vielen anderen Menschen sie ihren Topjob zu verdanken haben, sie denken: meine Brillanz hat mich hierhergeführt. Ich bin die Beste für den Job und schließlich arbeite ich Tag und Nacht und löse die schwierigsten Themen. Nur – in Toppositionen sind alle gut, alle auf ihre unnachahmliche Weise. Es gibt für jede Position eine Auswahl von sehr guten Bewerber:innen. Kandidat A oder Kandidatin B – ganz früher sagte man „Stallgeruch“ (dafür, dass jemand aus dem richtigen geschlossenen System stammte, in dem zumindest gute Manieren und Dankbarkeit garantiert waren), dann sagte man „Bauchgefühl“, weil die Bedeutung des Entstehungsprozesses von Wohlwollen in der Topliga noch nicht dekodiert war. Wir haben ihn analysiert und als karriereentscheidend erkannt.
Wie entsteht Wohlwollen im Topmanagement?
- Kontinuierlich positive Resonanz geben: Die Dynamik ist die gleiche wie in allen sozialen Subkulturen. Es wird Nähe und Sympathie hergestellt durch über die Zeit konsistent positive Beziehungssignale, ohne Brüche. Durch das Geben, durch das Zeigen von Wertschätzung. Nur hier auf topmanagementaffine Weise. Damit sind wir bei den kleinen, topliga-typischen Gesten und Aufmerksamkeiten. Deshalb müssen Umgangsformen ernstgenommen werden, zum Beispiel der Umgang mit Einladungen, Empfehlungen und anderen Zeichen der Zuwendung durch andere. Selbst wenn sie unwillkommen sind, nicht passen, etc., erfordern diese immer eine positive Resonanz, einen Dank, einen Glückwunsch, etc.
- Zeigen, wie bedeutsam andere für Sie sind: Sie sind für andere nur bedeutsam, wenn diese für Sie auch bedeutsam sind. Wenn Sie persönliches Interesse signalisieren, aufmerksam zuhören, Komplimente einstreuen, nachfragen, sind Sie sofort sympathisch. Deshalb schreiben erfolgreiche Menschen auf hochwertigen Jahreswechsel- oder Weihnachtskarten sehr persönliche Botschaften der Bewunderung und des Dankes – mit der Hand. Massenmails oder Firmenkarten mit gekritzelter Unterschrift sind tabu. Diese Mühe drückt aus: Sie sind mir wichtig, Sie sind von Bedeutung in meinem Leben, Ihnen verdanke ich viel. So kommt einmal im Jahr die wunderbare Gelegenheit, Wohlwollen auszulösen, ganz ohne anderen Anlass, ohne konkret etwas zu wollen. Damit ist die Basis für die nächste Berufung, die nächste Empfehlung geschaffen. Wohlwollen kann nicht eingefordert werden, auch nicht eingeklagt, sondern wird gegenseitig verschenkt.
- Den Topliga-Habitus kultivieren: Aufstieg, Empfehlungen und Auszeichnungen in Toppositionen weisen immer zurück auf Personen, die auf Sie aufmerksam gemacht und Sie empfohlen haben. In der Topliga sind Empfehlungsprozesse nie kämpferisch, „durchsetzungsstark“ oder selbstreferentiell, sondern angelegentlich, selbstverständlich, lässig und souverän auf andere verweisend. Natürlich nicht immer explizit, nicht in jedem Augenblick, sondern als Grundgefühl: Wir sind hier alle erfolgreich. Empfehlende agieren im Topliga-Habitus; um eine Empfehlung auszusprechen, ist Wohlwollen, Nähe und Großzügigkeit nötig.
- Vielleicht brauchen Sie einen Mindshift: Wohlwollen als Karrieremodell ist für Menschen aus karrierefernen oder sehr leistungsorientierten Familien Neuland. Sogar unglaubwürdig. Viele halten noch als Managerinnen oder Geschäftsführer Leistungsbeweise für das Erfolgsrepertoire, um weiterzukommen – bis sie enttäuscht sind, weil jemand deutlich weniger kompetenter als sie selbst ihnen vorgezogen wird. Den selbstverständlichen, wohlwollenden Umgang miteinander sehen Sie nicht als den bestimmenden Topliga-Habitus, sondern als persönliche Verhaltensäußerung, authentisch, je nach ihrem Gefühl. Dabei ist der bewusste Mindshift vom Leistungsdenken hinein in den Wohlwollen-Prozess das strategische Repertoire, wie Einfluss gelingt. Es ist kein Add-on, sondern die Bedingung für das weitere Fortkommen im Topmanagement.
Die Erkenntnis der Bedeutung von „Wohlwollen“ ist so schwer, weil sie in der Topliga selbstverständlich vorausgesetzt wird.
Das Wort wird nie benutzt, danach gehandelt schon: „Ist doch klar, dass ich mich auf meine Vorstandskollegin verlassen muss.“ „Ist doch klar, dass ich nur jemanden empfehlen kann, der mir gegenüber loyal ist.“ „Ist doch klar, dass ich nur jemanden für eine Auszeichnung unterstütze, der mit mir in Kontakt geblieben ist, als ich in Ungnade fiel“. Wohlwollen entsteht durch Nähe. So ist es auch zu erklären, dass manche Topmanager:innen nach desaströsen öffentlich wirksamen Kündigungen schnell einen neuen Job finden, während andere, denen nach fulminanten Erfolgen gekündigt wurde, nie wieder einen bekommen.
Das Repertoire für Wohlwollen ist klein: Komplimente, Wertschätzung, Dankbarkeit, Unkompliziertheit, Loyalität, Empfehlungen.
Menschen in der Topliga werden immer im Kontext mit anderen Menschen gesehen. Kann ich die Topmanagerin in meiner Community präsentieren und komme ich dabei groß raus? Mit diesem Hintergrund sind die Topliga-Karrierehinweise zu verstehen, die unspektakulär erscheinen, doch in der Wirkung sehr groß sind.
Schenken Sie Wohlwollen. Wir sind an Ihrer Seite, Ihre Dorothea Assig und Dorothee Echter
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